Musiktherapie - Musik in der Therapie
Musiktherapie ist eine spezielle Form der Psychotherapie unter gezielter Anwendung von Musik. Dabei sind keine musikalischen Vorkenntnisse bei Ihnen notwendig.
Durch Musiktherapie wird die eigene Kraft und Kreativität wieder entdeckt und ausgedrückt, und die entstehende innere Klarheit und Ruhe hilft Ihnen die nächsten Schritte auf Ihrem persönlichen Weg aufzeigen.
In der Musiktherapie geschieht das spielerisch, lustvoll und experimentell beim aktiven Instrumentieren oder passiv beim Zuhören.
Musiktherapie erhöht oder stellt die Lebensqualität wieder her, gibt dem Ausdruck von Gefühlen Raum, begleitet in problematischen Lebensphasen, lässt Sie wieder stimmig mit sich selbst werden.
In der Musiktherapie wird das Unsagbare, das wofür es kaum die richtigen Worte gibt, durch Töne, Rhythmen, Gefühle, Gedanken, Wahrnehmungen und Geräusche deutlicher und Sie bekommen ein Bild davon, was Sie wirklich wollen und wie Sie die Umsetzung dessen angehen können.
Geschichte der Musiktherapie
Die Anfänge der Musiktherapie, wie wir sie heute verstehen, liegen in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts beschränkte sich der therapeutische Einsatz von Musik noch überwiegend auf psychische Erkrankungen. Zeitgleich entwickelte sich unter dem Einfluss des Positivismus eine naturwissenschaftliche Medizin und Psychologie, die strenge empirische Prüfungsverfahren als Maßstab für ihre Forschung ansetzte. In diesem Rahmen versuchte sie, die mögliche Heilkraft der Musik über messbare vegetative Reaktionen zu erklären. Die durchgeführten physiologischen Untersuchungen brachten Erkenntnisse über die Auswirkungen von stimulierender bzw. beruhigender Musik. Es wurde nachgewiesen, dass bestimmte Eigenschaften eines Musikstückes, wie Dynamik, Rhythmik und Harmoniefolgen, zu Veränderungen in biologischen, chemischen und physiologischen Prozessen führten, so z.B. bei Blutdruck, Atem- und Pulsfrequenz, Muskeltonus und Hautwiderstand. Die Erkenntnisse aus diesen Experimenten kamen weltweit, vor allem in den USA, bei medizinischen Behandlungen zum Einsatz. Musiktherapie wurde als „Musik Medizin“ verstanden, die einzig auf den funktionalen Wirkungen von Musik basiert. Auf eine psychotherapeutische Begleitung wurde verzichtet.
Nach dem 2. Weltkrieg nahm auch in Europa das Interesse an der Musiktherapie schlagartig zu. 1959 wurde an der Musikhochschule in Wien das Fach Musikheilkunde eingerichtet. Dies geschah zu einem Zeitpunkt als die theoretischen Grundlagen für eine Verbindung von Musik und Therapie gerade erst langsam im Entstehen waren.
Der therapeutische Einsatz von Musik in der Medizin stieß schließlich an seine Grenzen. Es fiel auf, dass verschiedene Patienten, trotz übereinstimmender Indikation beim Hören des selben Musikstückes unterschiedliche Reaktionen zeigten.
Daraufhin wurde das psychisch-emotionale Erleben in die Therapie des Patienten mit einbezogen. Hieraus entwickelte sich die sog. „Musik-Rezeptionsforschung“, die psychotherapeutisches Vorgehen mit den Ergebnissen der „funktionalen Wirkung von Musik“ verband. Hinzu kamen Impulse aus der Sonderpädagogik bzw. der anthroposophischen Heilpädagogik.
So entstand in den 70-er Jahren eine erweiterte Sichtweise der Musiktherapie, der ein ganzheitliches Menschenbild zugrunde liegt. Die Psychotherapien auf der Grundlage der Psychoanalyse (S. Freud) und humanistischer Psychologie (C.G. Jung) wurde von vielen Musiktherapeuten in ihr Behandlungskonzept integriert. Der Mensch wurde nun als Ganzes, als psychosomatische Einheit unter Berücksichtigung seiner persönlichen Lebensgeschichte betrachtet.